Naturlehrpfad & Heilpflanzengarten

Herr der tausend Kräuter: Hans Zaugg

Auf dem Liemberg ob Rohrbachgraben BE entfaltet sich an steilster Hanglage ein schier unfassbares Paradies aus Heil- und Wildpflanzen, aus seltenen Stauden und längst vergessenen Gräsersorten. Hans Zaugg sammelt, was wächst und blüht.

Sie nennen ihn den Herrn der tausend Kräuter. Aber tatsächlich hat er vieles mehr: Der Landwirt und Hobbygärtner Hans Zaugg, aus dem Weiler Liemberg ob Rohrbachgraben BE sammelt nicht nur Heil- und Giftkräuter, sondern auch Bauerngartenstauden, Gräser und Färberpflanzen sowie besondere Büsche und Bäume, zu denen er eine Beziehung hat. Aber vor allem sammelt er kleine Gewächse: Sachen, von denen ausser ihm kaum jemand mehr weiss, wie sie heissen, geschweige denn eine Idee hat, wozu sie dienen könnten. So habe ich auf dem Liemberg meinen ersten Hanfartigen Hundswürger (Apocynum cannabinum) mit seinen typischen bohnenartigen Balgfrüchten gesehen. Ich habe am Venuskamm – auch Nadelkerbel (Scandix pecten-veneris) genannt – gerochen und ein Zweiglein des kleinen Würzkrautes zwischen meinen Fingern zerrieben. Ich habe die zart gestreiften rosaroten Blüten der Berg-Esparsette (Onobrychis montana) bewundert und eine unglaublich schöne Anatolische Nelke (Dianthus anatolicus) gesehen, die mir vollkommen neu war.

Etwas Chrut u Chabis
Kein Pflänzchen ist zu klein, kein seltener Grashalm und kein Stäudelchen ist zu unscheinbar, um von Hans Zaugg nicht gesammelt, liebevoll gepflegt, mit einem Schild versehen und in all seinen Eigenschaften eingehend studiert zu werden. Und dann ist da noch die «Insektenpulverpflanze» (Chrysanthemum cinerariifolium), aus der das organische Insektizid Pyrethrum hergestellt wird. Es ist eine kleine Chrysanthemen-Art mit weissen Blüten. Und ich staune über einen mannshohen Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides). Der Bauer lacht: «Der Baum weiss dänk nicht, dass wir uns auf 740 Metern über Meer befinden!» Eindrücklich blüht die Otto-Froebel-Pfingstrose mit ihren ungefüllten Tellerblüten. Die Bienen baden in ihren goldenen Staubfäden ebenso, wie sie sich im Klatschmohn nebenan tummeln. Der rüstige Rentner wertet nicht. Für ihn sind alle Kräuter interessant, alle Blumen sind auf ihre Art schön, jedes Blättchen hat etwas für sich.
Quelle: Schweizer LandLiebe (Mai/Juni 2016)

Führungen: auf telefonische Voranmeldung
Dauer: ca. 1 1/2 Stunden
Preis: CHF 50.-- pro Gruppe oder nach Vereinbarung

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